
Das „zurückgeholte“ Jugendzentrum
Zum Jahr der Demokratie
Das „zurückgeholte“ Jugendzentrum
Wenn Jugendliche über Angebot und Organisation bestimmen
Von Carola Kortfunke
Einmal selbst der Chef sein, bestimmen, was los ist im Jugendzentrum. Das klingt für viele bestimmt verlockend. Es ist aber auch mit Verantwortung verbunden. Außerdem ist man auch in der Entscheidungsposition niemals alleine, muss sich mit anderen abstimmen und einigen. Dieses eigenverantwortliche Zusammenarbeiten sollten die Kinder und Jugendlichen im Jugendzentrum in Brackwede kennenlernen.
Die Idee: Die Teilnehmenden merken, dass es wichtig ist, ihre eigene Meinung zu äußern, sich aktiv einzubringen und auch sehen, was sie so bewirken können. Auf diese Weise sollen die Jugendlichen kreativ werden, eigene Ideen sammeln und auch umsetzen. Und lernen, dass sie sich erstmal miteinander einigen, Kompromisse finden und Probleme lösen müssen. Sonst klappt es nicht mit der Umsetzung. Aber auch das genaue Rechnen mit spitzem Bleistift, der Umgang mit begrenzten finanziellen Mitteln sind keine ganz kleinen Aufgaben, an denen man wachsen kann.
Abgesehen von allgemeinen Grundregeln steht den Jugendlichen alles frei
Möglich war erst einmal alles – zumindest alles, was den generellen Regeln des Jugendzentrums entspricht: Die Öffnungszeiten mussten eingehalten werden, der Umgang miteinander sowie mit der Ausstattung des Jugendzentrums musste respektvoll gehalten und natürlich alle Gesetze eingehalten werden. Abgesehen davon standen den Jugendlichen alle Bereiche und jegliches Equipment des Hauses zur freien Verfügung.
Ein Vortreffen am ersten Tag der Projektwoche sollte die Kinder und Jugendlichen über die Rahmenbedingungen informieren. Außerdem wurde ihnen das Budget für ihr geplantes Projekt ausgezahlt. Danach standen zwar drei pädagogische Mitarbeiter zur Unterstützung, Beratung und für eventuelle Einkäufe zur Seite, diese sollten aber von sich aus nur dann eingreifen, wenn tatsächliche Regelverletzungen auftreten. Alles Weitere lag in der Hand der Kinder und Jugendlichen.
Selbstverwaltung als Experiment
Das Jugendzentrum Stricker wird nach eigener Aussage vor allem von 12 bis 27-Jährigen aus Familien mit Migrationshintergrund besucht. Durch die räumliche Nähe zu zwei Förderschulen gäbe es außerdem einen Schwerpunkt der Inklusionsarbeit im Haus. Diese Zielgruppe mache das Experiment der Selbstverwaltung besonders sinnvoll und auch spannend.

